Marktsituation und Anlagestrategie

7. Juli 2022

Der anhaltende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die globale geopolitische Situation grundsätzlich verändert. Nach den zäh errungenen Erfolgen der russischen Armee im Osten der Ukraine weitet Putin den Krieg nun (erneut) auf die übrigen Gebiete der Ukraine aus. Die Risiken einer weiteren Eskalation, die den Westen noch stärker in das Kriegsgeschehen hineinzieht, sind sichtbar gestiegen. Gleichzeitig nutzt China die „Gunst der Stunde“ und facht mit demonstrativem Säbelrasseln gegenüber Taiwan das Risikoszenario weiter an.

Neben dem inakzeptablen Leid der unmittelbar Betroffenen sind die Folgen dieser geopolitischen Risikoeskalation für die Real- und Finanzmärkte inzwischen deutlich sichtbar. Kursverfall, steigende Energiepreise, Versorgungsengpässe, Inflation sind nur einige Faktoren, die uns täglich vergegenwärtigen, dass das friedliche Miteinander unter den Menschen die zentrale Voraussetzung für globale wirtschaftliche Entwicklung und gerechte Verteilung ist.

Die gegenwärtige geopolitische Situation stellt leider auch die Entscheidungsfindung in der Geldanlage vor große Herausforderungen. Wie soll man mit den bereits eingetretenen Verlusten und weiter steigenden Risiken umgehen? Alle Aktien- und Rentenpapiere verkaufen und den Erlös unters Kopfkissen stecken oder in Gold anlegen? Da völlig unklar ist, ob es weiter bergab geht oder der Boden vielleicht schon erreicht ist, kann niemand eine sinnvolle Prognose abgeben. Im derzeitigen Umfeld sind - je nach politischer Entwicklung - alle Varianten möglich. Besonders verschärft wird diese ungute Mischung durch den global wirkenden knappheits- und energiepreisbedingten Inflationsanstieg: Aktuell scheint es keinen sicheren Hafen zu geben, der hier wirklich Schutz böte. Zwar sind die Aktien der industrialisierten Welt weniger stark gefallen als die in anderen Regionen. Verloren haben erstere dennoch kräftig, ebenso wie alle Arten von Rentenpapieren. Der sprunghafte Inflationsanstieg hat auch hier sowohl am langen als auch am kurzen Ende der Laufzeit flächendeckend Verluste produziert. Mit dem damit einhergehenden Zinsanstieg verlieren – wenn auch mit etwas Verzögerung – nun auch Immobilien und andere illiquide Anlageklassen zunehmend an Attraktivität.

Wie Euch, liebe Anlegerinnen und Anleger bekannt, sind die von my-si entwickelten Anlagekonzepte global anlegende, langfristig orientierte und risikooptimierte Allokationsstrategien. Das dabei zugrunde gelegte „Equal-Risk-Contribution“ Allokationsmodell gewichtet, unter Einhaltung der Gesamtrisikovorgabe, die einzelnen Anlageklassen genau so, dass der Risikobeitrag der beteiligten Anlageklassen im Musterportfolio jeweils gleich groß ist. Auf eine konkrete Renditeprognose der einzelnen Märkte, deren Mehrwert wir ja grundsätzlich sehr skeptisch gegenüberstehen, wird dabei bewusst verzichtet. Gleichzeitig wird auch nicht nach Marktkapitalisierung gewichtet, d.h. die großen Aktienmärkte, wie z.B. der US-amerikanische oder der japanische Aktienmarkt, werden nach diesem Konzept nicht per se höher gewichtet als anderer, deutliche kleinere Märkte. Die Gewichtung hängt allein vom Risikobeitrag des jeweiligen Marktes, d.h. von dessen Volatilität und der Korrelation zu den übrigen Märkten ab.

Vor der Ukraine-Krise konnten unserer Anlagestrategien mit diesem Konzept sehr gute Performancezuwächse generieren. Im Zuge der Krise sind es nun leider auch die kleineren Märkte, die besonders „gebeutelt“ wurden. Wegen des größeren Gewichts in unseren Musterportfolios, haben wir daher im Zuge der Krise etwas mehr verloren als dies bei einer klassischen Benchmark-Orientierung nach Marktkapitalisierung der Fall gewesen wäre. Deshalb würden wir nun aber nicht die Gewichtung dieser Märkte reduzieren wollen. Denn von einer Normalisierung bzw. Markterholung dürften diese vermutlich erneut überproportional profitieren.

Wie auf unserer Website dargestellt und bei unseren Webinaren erläutert, haben wir zur kurzfristigen Risikobewertung unserer Musterportfolios den sogenannten Markt-Stressindikator MSI entwickelt. Dieser prüft laufend die aktuelle Volatilität bzw. Schwankungsbreite der zugehörigen Musterportfolios. Da der Rückgang der Finanzmärkte mit Aufflammen des Ukraine-Krieges deutlich langsamer verlief als dies in anderen Marktkrisen der Fall war, hat der MSI bis dato den jeweiligen Schwellenwert in den einzelnen Risikoklassen nicht überschritten. Erst bei einer Überschreitung würde das Modell eine „abrupte“ Risikoreduktion vorschlagen. Allerdings liegen die aktuellen MSI-Werte weiterhin recht nahe an diesen Grenzwerten, weshalb eine Überschreitung immer noch möglich erscheint. Sollte das akut werden, werdet Ihr  natürlich automatisch über unsere Plattform mit einem entsprechenden Umsetzungsvorschlag informiert.

Da derzeit niemand wirklich vorhersehen kann, wie sich die Situation an den Finanzmärkten weiterentwickeln wird, gilt für langfristig orientierte Anleger aus unserer Sicht weiterhin: Nerven bewahren und durchhalten. Sicherlich, die bereits eingetretenen Verluste sind bitter und es wird einiger Zeit dauern, bis diese wieder ausgeglichen sind. Jetzt aber sämtliche Risiken aus dem Portfolio zu nehmen, hieße, nicht nur die Verluste mitgenommen zu haben, sondern möglicherweise auch die irgendwann eintretende Erholung zu verpassen.

Anleger, die dennoch eine Risikoreduktion in ihrem Portfolio wünschen, können das in unserer Anlageplattform natürlich jederzeit durch einen Teil- oder Komplettverkauf der im Portfolio befindlichen Fonds umsetzen (Einmalentnahme). Alternativ kann selbstverständlich auch ohne eine Benachrichtigung durch den MSI das Risiko des Portfolios durch entsprechende Anweisungen in der App reduziert  werden. Gleichzeitig bieten niedrige Kurse aber auch immer Einstiegschancen, selbst wenn man den optimalen Zeitpunkt dafür nie treffen wird ...

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